Seit etwas mehr als einem Jahr nun hatte ich chronische Probleme mit der Temperatur des Notebooks. Es handelt sich dabei um ein Acer Aspire 7740G mit Intel Core i5 430m Prozessor und ATI Mobility Radeon HD5650 1GB. Aufgefallen ist mir vor allem, dass ich keine Videos mehr schauen konnte. Egal ob lokal von der Harddisk oder aber über das Netz, d.h. Youtube etc. Wie ich dem Problem zu Leibe gerückt bin und welche Rückschläge es beim Lösen zu verzeichnen gab, das soll Gegenstand dieses Artikels sein. Meist nach ungefähr 10 Minuten stiegen die Temperaturen ins Unermessliche und bei knappen 100°C hat sich dann das Notebook von selbst ausgeschaltet um nicht zu überhitzen.
Ausgangslage
Da das Auftauchen des Problems gerade etwa mit dem Zeitpunkt zusammengefallen ist, wo ich von Windows 7 auf Linux gewechselt habe (das war ein Debian Wheezy), dachte ich natürlich auch gleich den „Sündenbock“ ausfindig gemacht zu haben und war der Ansicht, das Linux sei nun Grund für die zu hohen Temperaturen. Das war zu Beginn dieses Jahres.
Schon beim Installieren von Linux musste ich nach draussen ins Freie (Minusgrade – Laptop auf dicke Eisenplatte gestellt), damit mir die Kiste nicht dauernd überhitzte und ich die Installation überhaupt zu Ende bringen konnte… Da aber die GPU und die CPU gemäss lm-sensors (firmware-linux-nonfree installiert, damit mir dort die GPU angezeigt wird) im normalen Betrieb (etwas im Netz surfen, sonst nix) bereits nach etwa 15 Minuten jedesmal auf über 80°C anschnellten, hab ich mir mit dieser Methode temporär weitergeholfen. So konnte ich dann wenigstens bei einigermassen stabilen 75°C an der GPU und etwa 70°C an der CPU im Netz surfen, um weitere Infos für die Behebung des Problems zu finden.
Den entsprechenden Link zu Faden im Debianforum möchte ich der Vollständigkeit dieses Artikels halber an dieser Stelle nicht auslassen. Damals war ich noch der Meinung, dass dies evtl. auch mit einer komischen Fehlermeldung beim Hochfahren des Systems zusammenhängt, welche auf eine Hybridgrafik hätte schliessen lassen können.
Lösungsweg
Lange Rede, kurzer Sinn: Das Problem konnte damals nicht gelöst werden, obwohl ich bereits damals schon das Notebook geöffnet hatte, um den Lüfter zu inspizieren und Staub auszuschliessen… Allerdings bin ich dann von Debian auf Ubuntu umgestiegen (hatte in der Zwischenzeit auch noch mit openSUSE herumgespielt), ganz einfach deshalb, weil ich unter Ubuntu annähernd ähnliche Temperaturen erzielte wie unter Windows. Aber auch die waren recht grenzwertig (mittlerweile auch unter Win). Wegen eines Umzugs musste sich dann die Lösungsfindung etwas gedulden und einige andere Stolpersteine im Alltag verhinderten für eine Weile, dass ich mich weiter aktiv mit dem Lösen des Problems befassen konnte. So lebte ich nun eine Weile mit der Tatsache, dass ich halt keine Videos mehr schauen kann und Youtube für mich Tabu geworden ist. Sollte ich dennoch in Versuchung geraten, musste ich diese Entscheidung schnell bereuen, denn das Notebook quittierte weiterhin konsequent nach etwa 10 bis 15 Minuten seinen Dienst, infolge backofenartiger Temperaturen im Innern. Meist sah ich dann solche Sachen. Befehl
aticonfig --odgc --odgt
gibt aus:
Default Adapter - ATI Mobility Radeon HD 5000 Series Core (MHz) Memory (MHz) Current Clocks : 100 150 Current Peak : 550 800 Configurable Peak Range : [450-550] [800-800] GPU load : 26% Default Adapter - ATI Mobility Radeon HD 5000 Series Sensor 0: Temperature - 93.50 C
oder aber der Befehl
sensors
zeigt die Temperatur des Prozessors:
coretemp-isa-0000 Adapter: ISA adapter Core 0: +87.0°C (high = +95.0°C, crit = +105.0°C) Core 2: +89.0°C (high = +95.0°C, crit = +105.0°C)
Auch wenn der Computer nicht unter Last stand, also im Idle ganz einfach etwas vor sich hinzuckelte, lagen die Temperaturen an der GPU und der CPU deutlich über allem, was ich als akzeptabel angesehen hätte. Unter 69°C lief gar nichts mehr und der Sound des allgegenwärtig sich drehenden Lüfters was mittlerweile derart in mein Gehör gedrungen, dass er mir schon gar nicht mehr bewusst aufgefallen wäre. Wie aber das Leben so spielt, sind auch die Phasen erhöhter Anstrengungen irgendwann mal wieder vorbei, so dass ich nun wieder Zeit hatte, etwas mit dem Laptop zu experimentieren und mir diese „Mikrowelle“ mal wieder zur Brust zu nehmen.
Hallo allerseits, Seit dem erscheinen habe ich auf meinem Notebook (Acer Aspire 7740G mit einer ATI Mobility Radeon HD 5650 1GB) Trusty Tahr installiert. Und seither (aber auch schon unter 13.10) habe ich auch das Problem, dass mir der Laptop beim Anschauen von Youtube Videos ständig zu heiss wird. Wir sprechen dabei von Temps über 90°C auf der GPU. Habe mich lange Zeit geweigert, den fglrx Treiber zu verwenden (aus idealistischen Gründen). Gestern habe ich aber voller Hoffnung gemäss DIESEM Tutorial den ATI Treiber installiert. Keine Besserung. Parallel habe ich auf dem Notebook noch eine kleine (fast) verwaiste Windows 7 Installation. Die Temperaturen beim Anschauen von Videos steigen dort in ähnliche Höhen – werden aber so geregelt, dass es immer knapp unter 90°C bleibt, d.h. ich kann immerhin Videos schauen, ohne dass die Kiste herunterfährt und abstellt. Was kann ich tun, damit die Temperatur sich in einem erträglichen Rahmen bewegt? Bin echt langsam am verzweifeln und für alle Tips dankbar!
Soweit mein Eröffnungspost bei den Ubuntuusers. Verschiedene Lösungsansätze wurden ausprobiert:
- Windows neu parallel zu Ubuntu installiert (dualboot), mit allen Treibern und Spielereien die es so braucht, um sich die Innereien (genauer gesagt, deren Verhalten im laufenden Betrieb) genauer anzusehen. Welche das sind, dazu weiter unten mehr.
- X-facher Grafiktreiberwechsel unter Ubuntu, weil ich immer noch davon ausgegangen bin, dass die Temperaturen mit dem offenen Treiber radeon zusammenhängen könnte. Man liest ja schliesslich viel, was in direktem Zusammenhang zwischen dem radeon treiber und erhöhtem Energieverbrauch steht. (Eigentlich ein absolut unlogischer Ansatz, wenn ja unter Windows ähnliche Temperaturen herrschen. Kann ja dann wohl kein Problem sein, dass mit einem der beiden Betriebssysteme zusammenhängt…)
- Laptop nur noch „aufgebock“ laufen lassen, damit kein direkter Kontakt mehr zum Untergrund vorhanden ist, also sicher immer genügend Frischluft zugeführt werden kann und der Lüfter nicht in seiner Arbeit behindert wird.
- TLP unter Ubuntu installiert
- Nach Installation des nicht freien fglrx Treibers mit aticonfig versucht, die GPU herunterzutakten, was leider nicht gefruchtet hat. Overdrive funktioniert nicht mit dem Mobility HD5650 Chip.
- indicator-cpufreq für Unity um die Taktfrequenz des Prozessors auszulesen und auch nach unten anzupassen.
- Dynamic Power Management (DPM) aktiviert. Zu aller Schande muss ich an dieser Stelle sagen, dass in der Community selbst einige Unklarheit darüber herrscht, ob nun im neuen Ubuntu 14.04 (Trusty Tahr) mit dem Kernel 3.13 DPM standardmässig aktiviert ist – oder eben nicht. Siehe hier und hier.
- Die Lüfter „manuell per skript“ hochschrauben, damit eine höhere Kühlung stattfindet
Ständige Überwachung mit den üblichen Tools: Unter Windows:
Mit Ubuntu:
Zwei ganze Tage habe ich vor dem Bildschirm gesessen und verschiedene Szenarien laufen lassen (Last und Idle) und dabei immer wie gebannt beobachtet, was sich auf dem Monitor abspielt. Irgendwann habe ich dann bemerkt, dass ein direkter Zusammenhang zwischen Prozessorlast und ansteigender Temperatur auf dem Grafikchip besteht. Und das, obwohl der Grafikchip keine Arbeit verrichtet, also mit 0% GPU load vor sich hin döst. Das hat mich dann definitv dazu gebracht, dass das Problem nicht an der GPU selber liegen kann, sondern wohl viel eher beim Zusammenspiel zwischen CPU und GPU als Wechselwirkung entsteht. Einer von beiden gibt die Wärme an den anderen ab. Und da das Problem ja nicht nur unter Ubuntu besteht, kann es auch nicht an den verwendeten Treibern liegen. Es MUSS also ein Harwareseitiges Problem bestehen! Dies wurde mir allerdings auch von einigen Ubuntuusern prophezeit – leider war ich halt zu stur und von meiner eigenen Meinung überzogen, als dass ich auf Anhieb den dort gemachten Ratschlägen gefolgt wäre und den Hitzestau bei einem verstaubten Lüfter gesucht hätte. Eigentlich ganz logisch und auch ganz simpel… Also, nichts wie ran und Laptop aufschrauben. Hier hat der Artikel aus dem Acer Userforum geholfen. Und beim Betrachten der Bilder aus dem Thread dort, hat mir auch schon gedämmert, wo das Problem zu suchen sein könnte. Und so hat es dann bei mir ausgesehen:
Nach erfolgter Reinigung natürlich sofort alles wieder zusammenschrauben und gleich testen. WAHNSINN! Die Temeperaturen liegen im Durchschnitt um 30°C tiefer als vorher! Sofortige Meldung im Forum:
Freudiges Update: VIELEN DANK für Eure Tips und Anteilnahme. Gestern habe ich noch stur und fest behauptet, dass das Problem nicht mit Staub im Gehäuse zusammenhängt – also quasi den Hitzestau ausgeschlossen. Schlussendlich hat mir aber dieser Ansatz doch keine Ruhe gelassen, denn auch unter Windows ist der Laptop im Idle auf der CPU nie unter 55° bis 60°C gegangen. Ganz zu schweigen von der GPU. Idle nicht unter 69° bis 72°C. Da hats mir dann doch gereicht und ich hab das Gehäuse erneut geöffnet. Die Lüftereinheit (ist beim Acer Aspire 7740G ein zusammenhängedes Ungetüm von Heatsink und Lüfter) ebenfalls demontiert. Den Lüfter aufgeschraubt. Und dann hat mich doch glatt der Schlag getroffen. Niemals hätte ich gedacht, dass sich in diesem Lüftergehäuse (genauer vor den Lamellen hin zum Luftauslass) derart viel Staub ansammelt. Eine totale Filzmatte hat jeglichen Luftausstoss aus dem Gehäuse verhindert. Asche über mein Haupt! Nach erfolgter Reinigung sehen nun die Temperaturen doch schonmal ganz anständig aus: GPU idle: ~45°C, CPU idle ~35°C Auch beim Konsum von *.mkv Videos mit VLC lassen sich die Temps nun blicken: GPU mit 49°C nach 10 Minuten Video. Also eine ganz andere Welt. Das Problem scheint also ein weiteres Mal nicht der Computer selber sondern doch vielmehr davor zu sitzen.
Fazit
Was ich mit diesem Beitrag also ausdrücken möchte: Bevor jemand versucht, evtl. bestehende Temperaturprobleme irgendwelchen Treibern oder Betriebssystemen in die Schuhe zu schieben, sollte doch bitte einfach im Vorfeld mal alle Lüfter und das gesamte Kühlkonzept eines Computers einer genaueren Betrachtung unterzogen werden. Damit können vielleicht vorliegende Luftzugengpässe frühzeitig erkannt und ausgemerzt werden. Das soll jetzt nicht heissen, dass in allen Fällen die Lösung so banal und einfach ist. Es gibt sicherlich durchaus auch andere, hartnäckigere Fälle, wo das Zusammenspiel zwischen Hard- und Software nicht ganz so funktioniert, wie es eigentlich sollte. Informationen dazu findet man haufenweise im Netz. Was ich kritisieren möchte, ist unter anderem die Tatsache, dass die Industrie solche in meinen Augen als Fehlkostruktionen zu bezeichnenden Lüfterkonzepte als verkaufsfähig erachtet und vom Endverbraucher schlussendlich erwartet wird, dass er entweder das Problem selber zu lösen weiss, oder aber (und das wird wohl eher die Regel sein) zum Fachmann rennt, und dort um Rat und Tat sucht. Und so auch schnell mal eine Stange Geld los wird.
Manchmal ist es unglaublich, wie einfach die Lösungen letzten Endes sind. Aber der Weg dahin ist oft verworren 🙂
Dafür hast Du einiges über die Software gelernt, die für den Betrieb des Computers zuständig sind. Ohne Not wärst Du wohl kaum so weit vorgedrungen.
Ab jetzt wird der Laptop regelmässig entstaubt, oder?
Da hast Du recht. Dank diesem Problem habe ich tatsächlich einiges über das Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten gelernt. Und ohne Not wäre ich wohl kaum soweit in die Thematik vorgedrungen. Was ich ebenfalls toll finde, ist die Unterstützung durch die Community – der Kontakt, der Austausch mit den verschiedenen Menschen auf verschiedenen Portalen. Das ist freie Software.
Klar, ab sofort wird das Notebook etwas aufmerksamer behandelt und dazu gehört wohl auch, dass man (ich) es regelmässig entstaubt.